Josef Blasius König – cand. theol.
Erster Wyhler Heimatforscher
geb.: 02.02.1915 in Wyhl gef. 26.11.1942 in Rußland
Josef König wurde als Sohn von Josef und Berta König in der Wyhler Hauptstraße geboren. Aus seiner Kindheit liegt uns eine Erzählung seiner Schwester Erna Schietke vor.
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Diese schreibt in der Emmendinger Broschüre „Erinnerung“ :
Ein Kriegsgefangener aus dem Ersten Weltkrieg kehrt heim
Der 19 August 1918 war für mich und meine Familie ein denkwürdiger Tag. An diesem Tag kehrte mein Vater aus der französischen Gefangenschaft zurück, wo er vier Jahre verbringen musste-unter schwierigsten Bedingungen!
Tagelang große Dampfer ausladen, auf dem Rücken Doppelzentnersäcke tragen bei minimaler Kost, immer am Verhungern gehalten und ohne einen Heimaturlaub. Meine Mutter war ein Vierteljahr schwanger, als der Vater einrücken musste. Als das Kind am 2 Februar 1915 zur Welt kam und Josef getauft wurde, wusste sie nicht, ob ihr Mann noch lebte, es kam eben keine Post mehr.
Unbeschreibliche Strapazen mussten die zurückgelassenen Frauen auf sich nehmen.
Doch machen wir einen Sprung nach vorne, zum Tag der Heimkehr.
Unser Vater musste an dem kleinen Bahnhof in Endingen abgeholt werden. Es waren nur fünf Kilometer Entfernung, aber es gab weder Auto noch Busverbindung, es musste mit Ross und Wagen geschehen. Also holten wir bei „Großvatters“ das Bennewägele. Das war so etwas wie ein besserer Wagen, mit dem man während der Woche nicht ins Feld fuhr, den man sozusagen für bessere Zwecke benutzte. Somit hatten wir also ein Fuhrwerk, aber keinen Kutscher! Nun kam uns etwas zugute. Unsere Tante aus Freiburg war mit Ernstle, einem 14-jährigen Studentlein bei uns in Ferien. Also musste Ernst kutschieren. Ich glaube nicht, dass er jemals Pferdezügel in den Händen hatte, aber in Kriegszeiten musste man ja alles können. Die Tante hatte inzwischen eine Girlande um den Hauseingang gemacht (Anm.: dies war ein landwirtschaftlicher Hof mit Kolonialwarenladengeschäft gegenüber dem Gasthaus Engel )und hatte nun über Schinken zu wachen, der auf dem Herd sanft köchelte.
Wir fuhren los! Mutter mit dem Dreijährigen auf dem Schoß, wir zwei Mädchen, Lenle, neun , und ich, sechseinhalb, auf dem hinteren Sitz. Ob der Vater nun unseren Vorstellungen entsprechen würde? Wir beteten doch jeden Abend für ihn, dass er wieder heimkommen möchte! Und Lenle versicherte sehr oft, dass sie ihm einen Kuss geben würde, auch wenn er einen ganz großen Bart hätte. Ich war in dieser Hinsicht zurückhaltender. Als wir am Ziel angekommen waren, stand da schon eine Gruppe wartender Frauen, älterer Männer und Kinder. Und das Kaiserstuhlbähnle fuhr ein!
Es stiegen ein paar Männer aus die anders waren als die sonstigen Mitfahrer, nicht fröhlich, eher traurig, müde in alten abgetragenen Uniformen.
Die Mutter mit dem Bub auf dem Arm steuerte natürlich gleich auf den Vater zu. Wir Mädchen waren gerade dabei uns hinter einem Busch zu verstecken. Aber Mutter holte uns zurück und wir mussten dem fremden Mann die Hand geben. Ans Küssen war nicht zu denken! Der kleine Josef musste die Situation erkannt haben, er hängte sich an den Mann, den er ja noch nie gesehen hatte und sagte: “gell Vadder, du kennsch mich noch!“ Da war der Bann gebrochen, die Umstehenden waren alle zu Tränen gerührt. Vater nahm seine Familie und Ernstle und eilte so schnell er konnte zum Fuhrwerk. Jetzt nahm er die Zügel in die Hand und wir fuhren nach Hause.
Aus meinem Cousin Ernst wurde ein tüchtiger Lehrer und Organist, gefallen in Russland am 15 März 1943. Mein Bruder Josef fiel als cand. theol. am 26.November 1942 in Russland.
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Josef Blasius König wurde im Vorwort der Wyhler Chronik von Fritz Späth gewürdigt:
„In Würdigung verdienstvoller Vorarbeit des im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bürgersohnes und Heimatfreundes JOSEF BLASIUS KÖNIG, cand. theol. der in den dreißiger Jahren in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ur- und Frühgeschichte in Aufsätzen und Hinweisen wichtige Aufklärungsdienste geleistet hat, sind ein kleiner Beitrag zur Ur -und Frühgeschichte………
Josef Blasius König ist somit unser ältester,erster, uns bekannte, Wyhler Heimatforscher
Einige Aufsätze von Josef Blasius König wurden im Wyhler Pfarrführer 1941 abgedruckt und 2021 von Irmi Iber wiederentdeckt.
siehe weiter unten: