Wolfgang Zimmer

*3. Oktober 1941  + 10. Oktober 2006

1968 bis 1992 Bürgermeister der Gemeinde Wyhl

Hier die Dokumentation als PDF – mit Bildern Wolfgang Zimmer      (Verfasser Norbert Zimmer)

Wolfgang Zimmer wurde am 3. Oktober 1941 in Emmendingen als drittes KInd schlesischer Eltern geboren. Sein Vater, Kupferschmiedemeister mit internationaler Montageerfahrung im Brauereibau, war Mitte der dreißiger Jahre bei einem Emmendinger Unternehmen angeworben worden. Er stand dem nationalsozialistischen Gedankengut kritisch gegenüber. Bei dem Kleinkind Wolfgang haben die Ereignisse seiner ersten Lebensjahre bis Kriegsende bleibende Eindrücke hinterlassen – er musste das ebenso faszinierende wie grausame Schauspiel nächtlicher Luftangriffe miterleben und  gemeinsam mit der Familie in Schutz fliehen – und so hat dies vermutlich auch seine Lebensprinzipien geprägt.

 

Er wuchs mit all den Lasten aber auch den Chancen und dem Selbsbewusstein der Nachkriegsgeneration auf, wurde Mitglied der Kolpingfamilie, Ministrant und Akolyth.

Gemeinsam mit drei Freunden gründete er die Tanzkapelle Tromba, mit der er an den Wochenenden die heranwachsende Generation im Landkreis zu beeindrucken wusste. Die innige Liebe zur Unterhaltungsmusik sollte ihn sein gesamtes Leben über prägen. Die Gitarre und das Akkordeon waren seine ständigen Wegbegleiter, ergänzt um ein unerschöpfliches Repertoire an Liedern unterschiedlichster Ausprägung.

Sein Lebensmotto könnte man am ehesten so skizzieren: Stehe zu deiner Überzeugung, tue das, was man von dir erwartet und erinnere dich an deine Versprechen. Das Ganze  gewürzt mit einer unerschütterlich positiven Lebenseinstellung.

Dies hat auch seine Ehe mit seiner „Usch“ der starken und engagierten Frau an seiner Seite und die Familie – die beiden haben zwei Söhne – geprägt.

Seine berufliche Laufbahn begann er im April 1956 als Jungwerker bei der Deutschen Bundesbahn in Emmendingen. 1959 wurde er als Bundesbahnassistentenanwärter in das Beamtenverhältnis übernommen. Ab 1962 war er bei der Stadtverwaltung Emmendingen als Angestellter, später als Stadtinspektor beschäftigt.

Der Bürgermeister

1968 entschloss er sich, aus der Festanstellung in der Stadtverwaltung in die Kommunalpolitik zu wechseln. Er stellte sich nach verschiedenen Probeläufen in anderen Gemeinden, im August 1968 in Wyhl zur Wahl und wurde mit überzeugender Mehrheit gewählt. Mit seinen knapp 27 Jahren  rückte er in die Riege der jüngsten Bürgermeister Deutschlands ein. 

Eines der ersten Glückwunschreiben endete mit den Worten: „Möge sich Ihre Qualifikation und Ihr verwaltungsfachmännischen Können zum Wohle unserer Heimatgemeinde auswirken.“ Nun galt es also für den Städter, die Wyhler durch Taten zu überzeugen. Es sollte der Beginn einer 24 Jahre dauernden Erfolgsgeschichte mit vielen Höhen aber auch tiefen Tiefen werden.

 

Erschließung von Neubaugebieten, der Ausbau von Schul- und Verwaltungsgebäuden, einer Leichenhalle, einer Kläranlage, einer Sport- und Mehrzweckhalle, die Verschönerung des Dorfbildes. Diese beispielhaften Projekte beschreiben nicht weniger als den Wandel vom bäuerlichen Dorf zur modernen Gemeinde. Gleichzeitig hat sich in diesen Jahren die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde Wyhl von 460 Mark auf 78 Mark verbessert.

 

Wolfgang Zimmer hat sich intensiv und prägend in die vielfältige Wyhler Vereinslandschaft eingebracht, hat Vereine mitgegründet, sich in Vorstandschaften bzw. als Vorsitzender, als aktiver Musiker und selbst als Aushilfsdirigent engagiert. Aber nicht nur er, auch seine Ehefrau Ursula hat sich engagiert eingebracht, wurde Balettchefin, Pfarrgemeinderätin, Schriftführerin.

 

Die Gründung des Heimatvereins, der Narrengilde, des Tennisclub, des AJZ – um nur einige zu nennen – gehen auf Wolfgangs Initiative zurück. Neben der Musik wurde der Tennischläger sein ständiger Begleiter. Versuchsweise auch das Rennrad.

 

Mit „Reden hilft“ könnte man seine Haltung umschreiben, jeden, jede Gruppe und jede Meinung ernst zu nehmen, anzuhören und nach Möglichkeit eine Lösung zu finden. Egal ob es mit Vertretern des AJZ darum geht, der Jugend Raum und Aktionsfläche zu geben, Streitigkeiten, gleichwelcher Art zu schlichten oder die Vereinsgemeinschaft zu fördern und zu fordern.

 

Durch seine bisweilen überraschend spontan unterhaltsame Art wusste er vielfältig zu überraschen. In Erinnerung bleibt seine Figur des Dorfbott in der Wyhler Fastnet oder die Moritatensänger.

 

Kernkraftwerk

Nicht zum Lachen, war die Initiative zur Ansiedlung eines Kernkraftwerkes im Wyhler Wald in den Siebziger Jahren. Was man heute rückblickend wohlwollend als den Beginn der Umweltbewegung betiteln könnte, war in der Realität ein bisweilen schmerzhafter und ins persönliche gehender Prozess, der tatsächlich das Dorf mehr spaltete als vereinte. Den wirtschaftlichen Vorteil des bis dahin in dieser Hinsicht nicht gerade verwöhnten Dorfes im Blick, engagierte sich Bürgermeister Wolfgang Zimmer als Initiator, vehementer Befürworter und Kämpfer für dieses Projekt. Dabei hat er sich immer der Mehrheiten versichert. Die gesellschaftlichen Auswirkungen waren dabei nicht von vorneherein abschätzbar. Die Entwicklungen dieser Tage, Wochen, Monate und Jahre sind an vielen Stellen hinreichend aufgearbeitet und gewertet worden. Die Spuren, die bei vielen Beteiligten entstanden sind, sind nicht zu leugnen. Es ist, wie es ist.

Die kommunalpolitischen Erfolge haben Wolfgang Zimmer über die Grenzen Wyhls hinaus wirken lassen. Er war bis 1998 Mitglied des Kreistages und Fraktionsvorsitzender der CDU, hat gemeinsam mit seinen Bürgermeister- und Kreistagskollegen internationale Beziehungen aufgebaut bzw. gepflegt. Allem voran die Kontakte zur Colonia Tovar.

Der Ruhestand

Im August 1992 endete nach 24 Jahren die Ära Wolfgang Zimmer. Vom jüngsten Bürgermeister ist er zum jüngsten Pensionär des Landkreisen geworden. Zu seinem Abschied erinnerte sein Stellvertreter Jürgen Nössler an das Thema Kernkraftwerk. Trotz damals schroffer und gegensätzlicher Ansichten erfülle es ihn mit Zufriedenheit, dass eben jene Gegensätze nicht unüberbrückbar waren und man langsam aufeinander zugegangen war. So berichtete die Badische Zeitung. Versöhnliche Worte.

Aber von Ruhestand keine Spur. Mit seinen kommunalpolitischen und verwaltungstechnischen Erfahrungen stand er in den folgenden Jahren so manchem als Ratgeber zur Seite.

Nach seinem Abschied als Bürgermeister blieb er weiter als Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank Wyhl tätig,  ein Amt, das er ebenfalls mit viel Leidenschaft ausgefüllt hat.

Wolfgang starb wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag. Überraschend wie er selbst und eben vieles in seinem Leben. Man möchte ihm nachrufen: Thank you for the music, Wolfgang!

 

 

Wolfgang Zimmer