Andreas Blum * 08.12.1837 in Wyhl + 25.08.1917 in Boston USA
Vor der Vita – hier noch ein Link zu einem Bericht in der Badischen Zeitung: Erinnerung an einen großen Gönner (Von Jürgen Schweizer Do, 30. Oktober 2003 Kreis Breisgau-Hochschwarzwald)
„Das Blumsche Vermächtnis“
Unsere Chronisten Späth sowie Röttele schreiben in ihrer bekannten Art natürlich auch vom berühmt berüchtigten Blumschen Vermächtnis. Edwin Röttele schreibt sehr ausführlich in der Ausgabe „Seige Zeige 2006“ Aufgrund eines Dachbodenfundes der Familie Agnes bzw Paul König.
Diese Briefe und Dokumentensammlung lag vermutlich 1960 Späth nicht vor, weshalb er nur die Daten aus dem Gemeindearchiv Wyhl kannte.
Hier auf unserer Homepage wollen wir eine kompakte Zusammenfassung veröffentlichen, aber den Interessierten Leser auf die Aufsätze Späth und Röttele verweisen.
Am 30.04.1848 ,kurz vor der badischen Revolution,wanderte der Glaser Blum, aus der Hauptstraße in Wyhl, mit seinen vier Söhnen Josef, Andreas, Gervas und Protas nach Nordamerika aus. Fast genau ein Jahr nach dem Tod seiner Frau Katharina geb. Iber. Als Grund für die Auswanderung können Armut, Perspektivlosigkeit in Wyhl und Hoffnung für ein besseres Leben in der neuen Welt angenommen werden. Die Überfahrt finanziert er selbst, diverse Felder und Matten seiner Söhne lässt er verkaufen und Zinsbringend anlegen.
Zwei Jahre später stirbt der Glaser Josef Blum im Alter von 48 Jahren in den USA. Die vier Söhne Josef sechzehn, Andreas zwölf und die Zwillinge Gervas und Protas gerade acht Jahre alt, kommen vermutlich in einem Heim oder bei Pflegeeltern unter. Man weiß es im Moment nicht genau. Der Start in der neuen Welt war für die kleine Familie Blum dementsprechend nicht gelungen. Man weiß nicht warum Andreas ein gebildeter, vermögender Jurist, damals Advokat genannt, werden konnte. Er war in einer kinderlosen Ehe mit Linsi Blum, wohl ein sehr viel beschäftigter Mann. Mit zunehmendem Alter dachte Andreas anscheinend immer mehr an seine Kindheit und sein Heimatdorf Wyhl. Hier noch konkreter, zukünftig an einer genauen Biographie der Familie Blum zu arbeiten, war auch ein Appell von Edwin Röttele.
Im Jahr 1900 war Andreas wohl zum ersten Mal wieder in Wyhl und hatte seine Mutter auf dem Friedhof besucht, ihr Grab hatte er aber nicht gleich gefunden und mit dem Wyhler Pfarrer Götz darüber gesprochen.
Deshalb schrieb er am 23.03.1907 einen Brief an den Pfarrer Götz, mit der Bitte, er wolle ein Grabmal für seine Mutter errichten und dafür der Gemeinde und der Kirche eine Spende zukommen lassen.
Pfarrer Götz war 1907 zwischenzeitlich nicht mehr in Wyhl, so wurde der Brief an das Rathaus weitergeleitet. Dort saß der Wyhler Ratschreiber, Paul König, ein Verwandter Vetter von Advokat Blum, welcher mit ihm von da an in regen Briefkontakt stand. Im August 1907 besuchte Andreas Wyhl erneut und besuchte den doppelten Grabplatz von seiner Mutter mit dem neuen Gedenkstein. Andreas wollte einen Stein in Form und Aussehen ähnlich dem vom Pfarrer May.
Auch seinen nächsten Verwandten, der Gemeinde sowie der Wyhler Kirche wurden schon verschiedene Geldspenden zugewiesen. Im Gemeinderat unter Bürgermeister Bauer erging ein Beschluss welcher besagt, dass die Gemeinde Wyhl den Gedenkstein auf dem hiesigen Friedhof Feld II No1 und No.2 für die Dauer von 150 Jahren überlassen werde, als für die der Gemeinde überlassene Guttat (2000,-RM)
Auch in den weiteren Jahren schickte der Deutschamerikaner, Andreas, Geld und Briefe nach Wyhl und zu den Verwandten in Oberrotweil. Dieser Briefkontakt wurde bis in die Jahre zum ersten Weltkrieg weiter aufrecht erhalten. ( Siehe RÖTTELE Edwin: S Eige Zeige 2006 S.91 ff)
Das Vermächtnis:
Am 25.August 1917 stirbt Andreas Blum mit fast achtzig Jahren. Erst nach dem Krieg, im Frühjahr 1919 erhalten die Wyhler diese Nachricht. Klatsch und Tratsch ist die Folge vom Ableben und Erbe des reichen Onkels aus Amerika. Doch bis genaueres und detailliertes Wissen im Dorf und bei den Verwandten besteht sollen noch Jahre vergehen. Die Folgen des Krieges legten die juristischen Prozesse lahm und Amerika hatte es nicht eilig mit dem überweisen des Nachlasses von Andreas Blum. Am 24.April 1924 war das Geld endlich eingetroffen. Verteilt auf Verwandte, die Gemeinde, die Kirche, für die Armen und Kranken und für den Friedhof sowie den Gedenkstein zu erhalten. In Summe soll sich das Erbe und die Spenden zu Lebzeiten zusammengenommen um bis zu 50.000 US Dollar oder fast 200.000 RM gehandelt haben. Diese Geldsumme ist zum einen an Privatpersonen, aber auch der Wyhler Dorfbevölkerung im Allgemeinen zugutegekommen. Bis 1934 fanden diverse Ausgaben unter dem Begriff „Blumschen Vermächtnis“ im Gemeindeprotokoll Notiz. ZB neue Kirchenglocken, Armenunterstützung oder Schulhausrenovierung und vieles andere.
So sollten wir heutzutage zumindest auf dem Friedhof vor dem Beinhäuschen ab und zu innehalten und dem bescheidenen und großzügigen Spender und seiner Familie gedenken. Ihm war die Heimat seiner Kindheit bis zu seinem Tod und darüber hinaus am Herzen gelegen. Im Jahr 2004 hat die Gemeinde zusammen mit dem Heimatverein das Beinhaus und den Gedenkstein der Fam. Blum hergerichtet und frisch angelegt.